Hurtigruten, eine Winterreise im Dez. 2009 von Kirkenes nach Bergen
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Reisebericht

mit den Hurtigruten von Kirkenes nach Bergen in der Zeit vom 9. Dez. 2009 bis 15. Dez. 2009

Die Reise:

wir sind am 9.12. mit der SAS von Frankfurt über Oslo und Tromso nach Kirkenes geflogen. Alle Flüge und Anschlüsse passten perfekt. Der Flughafen Kirkenes ist ca 15 km von der eigentlichen Ortschaft entfernt. Es empfiehlt sich, schon von Deutschland über E-Mail ein Taxi zum Flughafen zu bestellen, da man so ca 23:30 dort ankommt und mit einem wartendem Taxi um diese Jahreszeit nicht unbedingt rechnen kann. Kosten für das Taxi waren 330 nKr.

Anschliessend eine Übernachtung im Rica Arktik Hotel. Das Zimmer ist für hiesige Verhältnisse sehr in Ordnung. Das Frühstück wurde von der Olympiamannschaftsbetreuung auf ausgewogene Ernährung zusammen gestellt. Und es gab auch in der Tat ein reichhaltiges Buffet mit frischen und hochwertigen Zutaten. Die erste positive Überraschung unserer Reise. Weitere positive Aspekte sollten folgen.

Am nächsten Morgen sind wir zeitig in der Stadt unterwegs und geniessen die Stimmung der andauernden Polarnacht hier vor Ort. Zwischen ca 8:00 und 11:30 ist so etwas wie Dämmerung zu erahnen. Zusätzlich war es kurz vor Neumond und leicht bewölkt. Aber es gibt Strassenlaternen und der Schnee auf den Strassen gab auch etwas Licht von den erleuchteten Häusern zurück.

Um 11:00 gehen wir an Bord der MS Nordstjernen, das älteste Schiff der Hurtigruten. Zu diesem Schiff schreibe ich später etwas, da es doch sehr speziell ist.

Die Lichtstimmung im Winter hier oben im Norden ist einzig. Man muss sich schon darauf einlassen können. Wir hatten etwas Pech mit dem Wetter. Es war zu warm – so ca 0 Grad – lt. den Anwohnern dort, wohl der wärmste Dezember seit 18-hundertpiependeckel. Dafür war aber der Wind sehr zum aushalten. Max Windstärke 4 konnte verzeichnet werden.

Die Fahrt durch die Barentsee an der norwegischen Küste Richtung Norden um dann hinter Vardo nach Westen abzuschwenken um Richtung Nordkapp, bzw. Richtung der Insel Mageroya einzubiegen, verlief ruhig bei leichtem Schaukeln. Man muss mal gesehen haben, wie diese rauhe Umgebung bei Nacht (es war so ca 14:00) auf einen wirkt, um die Menschen verstehen zu können, die hier jahrein, jahraus leben. Wir waren diesbezüglich schon froh, dass wir in ca 6 Tagen wieder in Deutschland sind.

Abends gab es dann Polarlichtalarm. Der Kapitän gab per Lautsprecher durch, dass man z.Zt. Polarlicht sehen könne. Und dies war auch so. Nur mit den Fotos war es dann nicht so weit her. Zu dunkel, zu viele Bootsbewegungen und einige Mitreisenden, die meinten mit dem Blitzlichtlein an der Kompaktknipse das Polarlicht aufhellen zu können.

Als wir dann in Hammerfest waren, hatten wir uns an die ewige Dunkelheit schon fast gewöhnt. Aber von nun an wurden die Tage wieder heller, da wir uns kontinuierlich Richtung Süden vorarbeiten konnten.

Zu den einzelnen Ortschaften, die das Schiff anlief will ich jetzt mal nix sagen, da man im Internet genügend Informationen hierzu findet. Viel zu schnell waren wir wieder in Bergen und flogen über Oslo zurück nach Frankfurt.

Die Landschaft ist jedenfalls grandios, auch wenn man wegen Dunkelheit nicht allzu viel sieht.

Fast an jedem Hafen mit etwas längerem Aufenthalt (so ab ca ½ Stunde) kamen die dort wohnenden Menschen zum Klönen und Kaffeetrinken an Bord. Erst zum letzt möglichen Zeitpunkt wurde das Schiff verlassen.

Hurtigrutenschiff als das Tagesevent.

In den größeren Häfen lohnte sich auch ein kurzer Landausgang und Besichtigung diverser Kirchen und Museen.

Ein absoluter Höhepunkt war ein Mitternachtskonzert in der Eismeerkathedrale in Tromsö. Sowohl sakrale, als auch traditionelle Lieder wurden mit viel Engagement und Freude vorgetragen. Zwei junge Frauen (Sopran und Celistin) und ein junger Mann an der Orgel und Klavier spielten mit so viel Hingabe, dass dieser Eindruck wahrlich nachhaltig für uns war. Zusammen mit der Winterlandschaft und der Uhrzeit entstand so ein einziger Eindruck. Auch wenn wir diese Kathedrale schon kannten und mehrmals dort waren, beeindruckt die Architektur und das größte Glasfenster Skandinaviens immer wieder. Absolut sehenswert.

Das Schiff:

Die MS Nordstjernen ist das älteste Schiff der Linie und ist 1956 in Hamburg vom Stapel gelaufen. Es ist noch ein ursprüngliches Postschiff. Die Kabinen haben wenig Komfort, sind aber funktionell und sauber. Das Schiff hat einen 8 Zylinder MAK- Diesel mit ca 2650kW. Er wird mit Hilfe von Druckluft gestartet und man hört ihn durch das ganze Schiff dröhnen. Umdrehung ca 650 U/min. Ein Reduziergetriebe mit vorgeschalteter Kupplung bringt die Antriebswelle auf eine noch niedrigere Umdrehungszahl. Zwischen Vorwärts, Leerlauf und Rückwärts wird durch den Anstellwinkel der Blätter der Schraube gewählt. Und diese Umsteuerung erzeugt unglaubliche Erschütterungen, die man gerade Nachts als sehr störend empfinden mag. Zumal dieses Schiff nur mit dieser einen Schraube und ohne Bugstrahler durch geschicktes Hin und Her an den Anlegeplatz heran manövriert.

Aber man ist nicht zum Schlafen an Bord. Also raus aus den Betten und ab an Deck. Egal zu welcher Tageszeit, es gibt immer was zu sehen. Zumal auch der Ladekran nicht geräuschlos arbeitet.

Das Schiff hat seinen ganz eigenen Flair. Holzboden, Messingbeschläge, gemütliche Ecken und Stellen und eine Mannschaft, die es zulässt, dass man fast überall herumlaufen kann. Nach Absprache war eine Besichtigung des Maschinenraumes möglich – absolut beeindruckend, wie man hier Jahrein, Jahraus in der Enge arbeiten und wirken kann. Während der Fahrt ist immer ein Maschinist dort unter. Und damit er das aushält (der Lärm ist ohrenbetäubend), gibt es unten eine Kabine mit Schallschutz. Dort sind dann auch alle Kontrollinstrumente einsehbar und die komplette Technik steuerbar. Auch wenn der Kapitän von der Brücke alle wichtigen Steuerungen, wie Drehzahl, Propelleranstellwinkel, Ein- Auskuppeln usw. vornehmen kann, kann man auch noch per Maschinentelegraf die Anweisungen an den Maschinisten durchgeben – Sicher ist Sicher.

Das Essen an Bord ist legendär gut. Hierfür sind die Hurtigruten bekannt und auch gerne gebucht. Man kann eine sog. Kaffee-Flat-Rate buchen. Für einen überschaubaren Preis von 209,-- nKr/Person kann man soviel Kaffee oder Tee trinken, wie man aushält. Die Cafeteria ist 24h am Tag geöffnet. Im Preis inbegriffen ist ein Thermobecher mit Aufdruck „Hurtigruten“ und dem Schiffsnamen. Die Flatrate gilt ein Kalenderjahr auf allen Schiffen der Hurtigruten. Vielleicht ein Grund, weshalb die Anwohner der Ortschaften zum Kaffeetrinken und einen Klön an Bord kommen.

Es empfiehlt sich unbedingt, eine Kabine im vorderen Schiffsteil zu buchen. Man hört zwar die Maschine, aber Propeller- und Wellengeräusche sind dann deutlich dezenter zu hören.

Wenn starker Sturm herrscht und die Wellen etwas höher werden, müssen die Passagiere in den Kabinen, besser in den Kojen bleiben, da ein Aufenthalt in den Räumen zu gefährlich ist. Das Schiff hat schliesslich keine Stabilisatoren und ein Sturz auf eine Tischkante oder Ähnliches hat schnell Knochenbrüche, zumindest aber blaue Flecken zur Folge. Gerade die kleinen, alten Schiffe, wie die  MS Nordstjernen und die MS Lofoten fahren auch dann noch, wenn die großen modernen Schiffe schon in einer Bucht Schutz suchen.

Für eine Urlaubsfahrt ist dies nicht ohne Risiko. Wer möchte schon stundenlang unfreiwillig in der Koje liegen? Allerdings sollte man schon ein wenig seefest sein, denn auch bei leichtem Seegang schaukelt das Schiff ganz schön. Es werden keine Wellen „ausgeritten“ oder das Schiff in den Wind gedreht, es gilt einen knappen Fahrplan einzuhalten. Tabletten gegen Übelkeit kann man an der Rezeption erhalten.

Alles irgendwie halb so schlimm. Alle paar Stunden liegt man wieder im Hafen und kann sich erholen.

Für uns war es die richtige Entscheidung, genau dieses Schiff zu buchen. Mit Übelkeit mussten wir nicht kämpfen.